Victor Noir wurde 1848 in Attigny geboren. Er wäre wahrscheinlich
unbekannt geblieben, hätte ihn nicht 1870 Prinz Pierre Bonaparte,
Neffe Napoleons des Dritten, erschossen. Der 22-jährige Journalist
Yvan Salmon, der unter dem Synonym Victor Noir arbeitete, sollte
als Zeuge eines Duells zwischen Prinz Bonaparte und einem Kollegen
dabei sein, der den Prinzen in der Zeitung angegriffen hatte.
Um nun die Formalitäten für dieses Duell aufzusetzen ging Noir
zu Bonaparte. Nach einem kurzen Wortwechsel wurde er ohne ersichtlichen
Grund erschossen.
Die Brutalität und Unsinnigkeit dieses Verbrechens führte zu einer
Welle von Demonstrationen unter den Republikanern gegen die "imperialistische
Macht". Es wurde Geld gesammelt, um ein Denkmal zu errichten.
Der Bildhauer Jules Dalou entschied sich, eine liegende Skulptur
zu schaffen, um die Grausamkeit der Todesumstände zu verdeutlichen
und den Betrachter an den Mord zu erinnern.
Die Figur ist sehr realistisch und detailreich, fast wie ein Zeitungsbericht,
wiedergegeben. Die Kleidung entspricht der des 19. Jahrhunderts,
allerdings ist der Zylinder zur Seite gerollt, der Kragen und
der oberste Hosenknopf geöffnet. Fast so, als wollte man ihm Erste
Hilfe geben. Trotz aller Bemühungen blieb der Mord ungesühnt.
Bonaparte wurde aufgrund seines sozialen Status freigesprochen.
Heute gibt es eine Legende über das Grab, von der nur gemutmaßt
werden kann, wie sie entstand. Wahrscheinlich trug die Mode des
letzten Jahrhunderts mit ihren engen Hosen nicht unwesentlich
dazu bei...
Man behauptet, daß das Reiben an bestimmten Körperstellen Unfruchtbarkeit
und Frigidität heilen kann. Manche Frauen hinterlassen Botschaften
unter dem Kopf der Statue. Es geht aber auch das Gerücht um, daß
die entsprechenden Stellen von Friedhofsführern poliert würden,
um eine gute Geschichte parat zu haben.
Der Text enthält Informationen der Friedhofsverwaltung Père Lachaise,
Paris